von Ranva, Martha und Amelie
In der Josephstraße 7 steht in
einem Garten eine Tür ohne Haus drum herum. Ein Gedenkort im
Zusammenhang mit der Vertreibung der Juden aus Deutschland (Näheres
dazu siehe www.gedenkort-josephstrasse.org).
Ohne davon Kenntnis zu haben, dachten sich die Kinder eine Sage aus,
die diese einzeln stehende Tür erklärt.
Erzähler: Auf einem Sperrmüllplatz
stand eine kleine, einsame, kaputte Lattentür namens Lütti. Da
kam der Sperrmüllmann.
Müllmann: Oh Lattentür, morschen
kommste weg.
Erzähler: Er ging in sein kleines
Kranhäuschen und schlief. Als er schlief, kam die Ratte aus ihrem
alten Schuh.
Ratte: Mmmh, ich hab so einen Hunger,
da kommt mir die Tür ganz recht.
Erzähler: Leise schlich sich die Ratte
von hinten an die Tür heran und biss ein großes Stück ab. Die
Tür merkte dies und fing an zu schreien.
Tür: Ahh!
Erzähler: Diesen Schrei hörte ein
Mädchen namens Amelie. Sie eilte schnell herbei. Angekommen
wunderte sie sich, wer geschrien hatte. Sie schaute sich um. Doch das
Einzige, was sie sah, war eine Ratte, die mit ihren blitzenden
Augen sie anfunkelte. Amelie erschrak fürchterlich und wollte
wegrennen. Da sah sie diese wunderschöne Tür.
Amelie: Oh du schöne Lattentür, ich
nehm dich mit.
Lütti: Endlich mal ne andre Gegend,
wird hier langweilig in dieser Stinkmorschl.
Erzähler: Die Eltern fanden dies nicht
besonders gut. Fanden aber einen Kompromiss. Sie sagten:
Eltern: Sie kann erst mal im Garten
stehen, dann sehen wir weiter.
Erzähler: Nach einiger Zeit war die
Ratte betrübt, dass die Tür nicht mehr da war. Da sah sie das
Nummernschild. Auf diesem Nummernschild stand die Nummer 12 27 25 25
und darunter in kleiner Schrift Lütti.
Ratte: Oh Lütti, wie ich Dich doch
vermisse.
Erzähler: Unterdessen bei Amelie.
Amelie: Hi Lattentür! Wie ist Dein
Name?
Lütti: Sag ich Dir doch nicht. Und
Du?
Amelie: Wieso sollte ich es Dir sagen,
Du sagst es mir auch nicht.
Lütti: Tja, dann erfahre ich eben
Deinen nicht.
Amelie: Na gut. Also ich bin die
Amelie. Und wie heißt Du?
Lütti: Okay, ich bin Lütti. Amelie
ist auch ein schöner Name.
Erzähler: So unterhielten sie sich
noch eine Weile. Auf dem Sperrmüllplatz packte die Ratte ihre
sieben Sachen und zog in die weite Welt, um ihre Freundin Lütti zu
suchen. Sie ging, weil es ihre einzige - naja nicht wirkliche -
Freundin war. Sie hatte nämlich keine. Seit sieben Tagen war die
Ratte schon unterwegs und wollte schon aufgeben, bis sie ihren
wundervollen, aber etwas schiefen Gesang hörte. Sofort krabbelte sie
hin.
Lütti: La la la la la la la
Ratte: Oh Lütti!
Erzähler: Sie schrie und weinte vor
Freude, als sie Lütte sah. Sie stand dort im Garten, weil dort
fühlte sie sich heimisch, mehr als auf dem Sperrmüllplatz. Bis
heute steht sie dort, etwas mehr kaputt, aber immerhin lebt sie
noch.
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